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28.10.2020

Der Lahn-Dill-Kreis informiert: "Wir alle müssen jetzt eine große Eigenverantwortung zeigen!"

Nr. 314/2020, 28. Oktober 2020
Corona-Lage weiter sehr dynamisch / Landkreis appelliert an Bürgerinnen und Bürger / Priorisierung bei der Kontaktpersonennachverfolgung

Wetzlar/Dillenburg/Herborn (ldk): Seit dem 1. September 2020 bis jetzt verzeichnet der Lahn-Dill-Kreis mehr als 622 Neuinfektionen mit dem Corona-Virus. Das ist ein Zeitraum von knapp zwei Monaten. Das Kreis-Gesundheitsamt wird durch diesen starken Anstieg der Infizierten sehr belastet. Zum Vergleich: In den ersten sechs Monaten der Pandemie von März bis Ende August gab es rund 400 Infektionen im Lahn-Dill-Kreis. Die zeitnahe Verfolgung der Kontaktpersonen ist aufgrund der derzeitigen Lage eine große Herausforderung.

Über den gesamten Landkreis verteilt sind mittlerweile auch viele Einrichtungen in sämtlichen Bereichen betroffen. Insofern ist nunmehr zwingend folgendes Vorgehen gefordert: „Besonders die Menschen, denen aufgrund ihres Alters oder einer Vorerkrankung bei einer Infektion mit dem Corona-Virus ein schwerer Krankheitsverlauf droht, müssen wir jetzt vorrangig schützen“, meldet sich Landrat Wolfgang Schuster am Mittwochnachmittag, 28. Oktober 2020, zu Wort.

Bundeswehr angefordert / Mithilfe durch die Bevölkerung unerlässlich
Aufgrund der hohen Anzahl an Neuinfektionen muss das Kreis-Gesundheitsamt fortan priorisieren. Der Fokus in der Kontaktpersonennachverfolgung wird auf den besonderen Schutz von vulnerablen Gruppen gelegt. „Altenheime, Pflegeeinrichtungen, Einrichtungen für Menschen mit Behinderung, Kliniken – das sind die Bereiche, die unser Gesundheitsamt mit höchster Priorität betreut“, unterstreicht der Landrat. Sei die Versorgung an dieser Stelle sichergestellt, werde sich der Kontaktpersonennachverfolgung außerhalb der sensiblen Bereiche angenommen. Das Amtshilfegesuch sei am Montag an die Bundeswehr gesendet worden. Unterstützung wurde zugesagt. Der Landkreis bereitet aktuell die Unterbringung der Soldatinnen und Soldaten vor. Geprüft werde unter anderem das kreiseigene Freizeitheim Heisterberger Weiher in Driedorf

Um eine Überlastung des Gesundheitssystem möglichst zu vermeiden, sei es jetzt sehr wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger des Lahn-Dill-Kreises umsichtig handeln, sich an die Schutzmaßnahmen halten und Kontakte auf ein absolutes Minimum reduzieren. „Es geht nicht darum, Hektik zu verbreiten. Zu unser aller Schutz ist in dieser besonderen Situation ein entschlossenes Handeln notwendig. Von allen“, betont Kreis-Gesundheitsdezernent Stephan Aurand. Dazu gehöre auch, dass jeder durch eine Infizierung oder den Verdacht betroffene Bürger seine Kontakte, mit denen er die letzten Tage mehr als 15 Minuten engen Kontakt hatte, notiert, dass das Gesundheitsamt ohne Zeitverlust einen telefonischen Kontakt aufnehmen kann.

Kreis appelliert erneut an Bürgerinnen und Bürger
„Wir müssen jetzt alle eine große Eigenverantwortung zeigen – aus dem Reden und Fordern muss jetzt zwingend das Handeln werden“, appelliert Schuster deutlich. „Regelungen haben wir getroffen: jetzt gilt es diese verantwortlich zu leben!“ Um der Verbreitung des Corona-Virus entgegen zu wirken, empfiehlt der Lahn-Dill-Kreis aufgrund der dynamischen Lage deshalb dringend:

- AHAL-Regeln / Abstand, Hygiene, Alltagsmaske, Lüftung) beachten: Abstand zu anderen unbedingt einhalten (mind. 1,5 Meter), Hygieneregeln beachten (u.a. regelmäßiges Händewaschen bzw. desinfizieren, Husten und Niesen in die Armbeuge oder ein Taschentuch), Alltagsmasken tragen (besonders dort, wo mehrere Menschen zusammen kommen und ein Abstand nicht mehr verlässlich eingehalten werden kann), regelmäßiges Lüften von Räumen, in denen sich mehrere Personen aufhalten (ca. alle 20 Minuten Stoß- und Querlüften)
- Soziale Kontakte sollten auf ein absolutes Minimum reduziert werden. Das beinhaltet auch und insbesondere Treffen Zuhause. Mehr als 2 Haushalte sollten sich keinesfalls treffen.
- Menschen aus Risikogruppen (u.a. Ältere, Menschen mit Vorerkrankungen) sollten nach Möglichkeit unterstützt werden. Beispielsweise können Einkäufe oder der Gang zu Apotheke erledigt werden, damit diese Menschen sich nicht unnötigen Risiken aussetzen.
- Menschen mit covidtypischer Symptomatik – insbesondere Fieber, trockener Husten, Verlust des Geschmacks- und Geruchssinns – sollten sich zur diagnostischen Abklärung telefonisch an ihren Hausarzt wenden.
- Menschen, die – beispielsweise durch einen nachweislich Infizierten – informiert worden sind, dass sie als Kontaktperson gelten könnten oder eine Kontaktperson sind, sollten sich vorsorglich, eigenständig bereits in eine Quarantäne begeben, unabhängig von der Kontaktaufnahme durch das Gesundheitsamt. Entwickelt sich während dieser Zeit eine Symptomatik, sollten sich Betroffene zur diagnostischen Abklärung an ihren Hausarzt wenden.
- Das vorsorgliche Führen eines Kontakttagebuchs wird allen Bürgerinnen und Bürgern empfohlen.

„Tendenziell wird die Zahl der Infizierten weiter steigen. Damit wird voraussichtlich auch die Zahl von Patienten zunehmen, bei denen die Krankheit schwer verlaufen könnte. Um zu verhindern, dass unsere Kliniken überbelastet werden, müssen wir alle daran arbeiten, dass die Gesamtzahl der Neuinfektionen weniger rasant steigt“, fügt Stephan Aurand an. „Die Zahl der Covid-19-Patienten in den Lahn-Dill-Kliniken steigt schnell. Gestern haben sich die Patienten innerhalb des Tages verdoppelt, von sechs auf zehn auf der Normalstation und von einem auf drei auf der Intensivstation in Wetzlar. Diese Dynamik ist besorgniserregend“, fasst Wolfgang Schuster zusammen.

Weitere Maßnahmen durch den Landkreis
Parallel baut der Lahn-Dill-Kreis in Kooperation mit niedergelassenen Praxen vorsorglich seine Infrastruktur um weitere, auch teilweise mobil tätige Abstrichstellen aus.

Das Kreis-Gesundheitsamt steht mit Alten- und Pflegeeinrichtungen in engem Kontakt. Hier können unter anderem zukünftig Testkonzepte gemeinsam entwickelt werden, um diese sensiblen Einrichtungen durch Testungen noch besser zu schützen.

Gegenüber des Staatlichen Schulamts hat das Gesundheitsamt des Kreises festgestellt, dass die infektiologische Lage und das Erreichen der höchsten Eskalationsstufe bedeute, dass die Schulverwaltung nun Unterrichtsformen umsetzen müsse, die auch an den Schulen die Kontakte massiv verringere. Die dritte und damit zweithöchste Planungsstufe des eigenen Konzeptes des Kultusministeriums sei umzusetzen und die letzte Stufe sei vorzubereiten.

Informationen zum Corona-Virus im Lahn-Dill-Kreis, die tagesaktuellen Fallzahlen sowie nützliche Tipps und Hinweise gibt es unter www.lahn-dill-kreis.de/corona .

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